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1. Theil 3 - S. 13

1861 - Hanover : Rümpler
13 tische Willkür; aber die glänzendste, nach seiner Schätzung die rühmlichste, jedoch nach dem Ausspruche der Gerechtigkeit die ver- abscheuungswürdigste, war der Umsturz des griechischeil Reichs. Unter den Gesandten, die fern von Morgen um den Thron Mohamed's glückwünschend sich drängten, waren jene von Con- stantin die beflissensten gewesen. Zu allen sprach der Sultan das Wort des Friedens und der Freundschaft; aber nur ans seinen Lippen war das Wort, im Herzen brütete der Krieg. Der stolzeste aller Menschen erniedrigte sich aus Herrschsucht zur verächtlichsten aller Tücke. Daher, als er auf einem schnellen Kriegszuge einige auf- rührerische Provinzen beruhigt hatte, entriß er, schnell die Larve abnehmend, den sorglos schlummernden Griechen die schönsten Ländereien, deren Besitz er ihnen kurz vorher auf das feierlichste versichert hatte, und es ergieng der Befehl zur Erbauung eines festen, drohenden Schlosses an der Meerenge im Angesichte von Constantinopel. Damals schon beschloß Constantin mit echt rö- mischem männlichen Sinne, das Schwert zu ziehen, weil er es lieber früher, aber mit Ruhm und Erfolg, als später, aber hoff- nungslos ergreifen wollte; aber die Zaghaftigkeit der Menge und der unpatrivtische Geist der Großen zwangen ihn, sein Heil in Unter- handlungen zu suchen, in denen so wenig, als im Kriege, das schwache Recht gegen die starke Raubgier etwas vermag. Mohamed wollte Krieg, und so blieb auch dem Kaiser, wenn er nicht etwa schändlich vom Throne herabsteigen und als frei- williger Sclave die Gnade eines übermüthigen Herrn verehren wollte, nichts anderes übrig. Er bewilligte jenen Bau, und die Türken zerstörten ringsum Paläste und Tempel, um Mauersteine zu erhalten; sie tödteten einige kühne Vertheidiger der Altäre und mordeten grausam die Mannschaft eines Schiffes, das sich ge- weigert hatte, dem Schloßhauptmann einen widerrechtlich geforderten Zoll zu entrichten. Constantin trauerte und schwieg; aber da ließ ein übermüthiger Bassa seine und seines Gefolges Pferde im reifen Korn um Constantinopel weiden. Zürnend ob dem Raub und empört durch den Hohn, erschlugen die Landleute einige Frevler, und Mohamed, als wäre er selbst der Beleidigte, sandte seine mord- lustigen Scharen, die das unglückliche Dorf in Asche legten und weit umher die schuldlosen Schnitter würgten. Jetzt wurden die Thore Constantinopel's geschlossen, die Straßen füllten sich mit bestürzten Volkshaufen, und der Feigste sah ein, daß nur die Ent- scheidung des Schwertes übrig sei. — Es giebt auf der ganzen Welt keinen größern und erhabneren Anblick, als ein Volk, das beim Hereinbrechen der äußersten Gefahr sich ermannt und zur Rettung des Kostbarsten und Heiligsten, zur Vertheidigung seines Daseins und seiner Ehre, mit der Entschlossenheit der Verzweiflung die Waffen ergreift. Hier hört aller Unterschied des Geschlechts, des Alters und des Standes auf. Hnnderttausende sind wie von

2. Theil 3 - S. 17

1861 - Hanover : Rümpler
17 rühmte sich, den Kaiser getödtet zu haben: sein Körper lag unter seinen erschlagenen Gefährten, und ringsum türmte sich ein Hügel von feindlichen Leichen. Soll ich die Schreckniffe schildern, die jetzt folgten? das Angstgeschrei der Fliehenden, die Streiche der erbarmungslosen Wuth, die Blässe des Entsetzens, den tausend- stimmigen Jammer der Verzweiflung? Die Häuser standen verlassen; wehrlos zitternd, wie verscheuchte Schafe, drängten sich die un- glücklichen Bewohner in den Straßen und Plätzen, oder füllten die Tempel, um an den heiligen Altären eine Freistätte zu suchen; umsonst! alles schwamm in Blut, und was dem Mordschwerte entgieng, wurde der Naubsucht Opfer. Sich selbst nur die Ge- bäude vorbehaltend, hatte Mohamed die Schätze Constantinopel's sammt ihren Eigenthümern seinen stürmenden Soldaten geschenkt, und sie eilten, dieses frevlerische Geschenk zu gebrauchen. Alle Kost- barkeiten der Stadt, die Meisterwerke griechischer Kunst und Pracht wanderten, viele zertrümmert, nach dem türkischen Lager, und bald kehrten die Räuber zurück, sich der Geplünderten selbst neben ihrer Habe zu versichern. Ohne Rücksicht des Standes und des Alters, ohne Schonung der heiligsten Baude der Natur und des Herzens, so wie der Zufall, das Recht der erstell Ergreifung, oder das Machtwort eines Stärkern sie austheilte, sahen die unglücklichen Griechen sich voll gefühllosen Tyrannen in die Sklaverei geschleppt. Man band sie zusammen wie verächtliche Thiere. Das edle Mäd- chen mit dem Manne des Pöbels, der Patrizier mit dem niedrigsten Knechte, die Nonne mit dem Galeerensclaven zusammengekoppelt, fühlten der nämlichen Geisel Hiebe. Der Geliebte wurde getrennt von der weinenden Braut, der Freund vom Freunde; des alten Vaters Armen entwand man den Sohn, und die Mutter, die ängstlich nach der geliebten Tochter blickte, sah sie, von sich weg- gerissen, in einen fernen unbekannten Kerker ziehen. Vielen gab die Verwirrung Hoffnung zur Flucht. Ganze Scharen knieten aus dem Strande und beschworen die wegrlldernden Schisser, sie in ihre Barken aufzunehmen. Unerbittlich blieben die einen; andere, die ihre Fahrzeuge mit Flüchtlingen überluden, versanken auf hohem Meere. Manche flohen gegen die Gebirge; aber wen der nach- folgende Feind ereilte, der blutete unter seinen Streichen. Die Glücklichsten irrten viele Tage in Wildnissen umher. Senatoren, Reiche aller Klassen, dem Schoße der Bequemlichkeit, der Fülle des Lebensgenusses entrissen, lernten zum erstenmal des Hungers ver- zehrende Qualen kennen und trugen, stöhnend unter der Bürde weniger geretteter Habseligkeiten, die wunden Füße durch Dickicht und Dornen. Noch füllte Mord, Raub und jede Gewaltthat die unglückliche Stadt. Da betrat Mohamed im Triumphgepränge die bluttriefenden Straßen, und ein Herold verkündigte Gnade dem elenden Überreste des Griechenvolks. Mit einer eisernen Keule bewaffnet, ritt er Colshorn u. Goedeke's Lrsebuch Iii. 2

3. Theil 3 - S. 21

1861 - Hanover : Rümpler
21 Falkenberg, der Commandant, aufgeschreckt durch das Knallen des Musketenfeuers, eilte von dem Rathhanse, wo er eben be- schäftigt war, den zweiten Trompeter des Lilly abzufertigen, mit einer zusammengerafften Mannschaft nach dem neustädtischen Thor, das der Feind schon überwältigt hatte. Hier zurückgeschlagen, flog dieser tapfere General nach einer andern Seite, wo eine zweite feindliche Partei schon im Begriff war, die Werke zu ersteigen. Umsonst ist sein Widerstand; schon zu Anfang des Gefechts strecken die feindlichen Kugeln ihn zu Boden. Das heftige Muöketenfeuer, das Lärmen der Sturmglocken, das überhandnehmende Getöse machen endlich den erwachenden Bürgern die drohende Gefahr be- kannt. Eilfertig werfen sie sich in ihre Kleider, greisen zum Ge- wehr, stürzen in blinder Betäubung dem Feind entgegen. Noch war Hoffnung übrig, ihn zurückzutreiben; aber der Commandant getödtet, kein Plan im Angriff, keine Reiterei, in seine verwirrten Glieder einzubrechen, endlich kein Pulver mehr, das Feuer fortzu- setzen. Zwei andere Thore, bis jetzt noch unangegriffen, werden von Vertheidigern entblößt, um der dringenden Noth in der Stadt zu begegnen. Schnell benutzt der Feiud die dadurch entstandene Verwirrung, um auch diese Posten anzugreifen. Der Widerstand ist lebhaft und hartnäckig, bis endlich vier kaiserliche Regimenter, des Walles Meister, den Magdeburgern in den Rücken fallen und so ihre Niederlage vollenden. Ein tapferer Kapitän, Namens Schmidt, der in dieser allgemeinen Verwirrung die Entschlossensten noch einmal gegen den Feind führt und glücklich genug rst, ihn bis an das Thor zurückzutreiben, fällt tödtlich verwundet, Magde- burgs letzte Hoffnung mit ihm. Alle Werke sind noch vor Mittag erobert, die Stadt in Feindes Händen. Zwei Thore werden jetzt von den Stürmenden der Haupt- armee geöffnet, und Tilly läßt einen Theil seines Fußvolks ein- marschieren. Es besetzt sogleich die Hauptstraßen, linb das auf- gepflanzte Geschütz scheucht alle Bürger in ihre Wohnungen, dort ihr Schicksal zu erwarten. Nicht lange läßt mau sie im Zweifel; zwei Worte des Grafen Tilly bestimmen Magdeburgs.geschick. Ein nur etwas menschlicher Feldherr würde solchen Truppen ver- geblich Schonung anbefohlen haben; Tilly gab sich auch nicht die Mühe, es zu versuchen. Durch das Stillschweigen feine© Generals zum Herrn über das Leben aller Bürger gemacht, stürzte der Soldat in das Innere der Häuser, um ungebunden alle Begierden einer viehischen Seele zu kühlen. Vor manchem deutschen Ohre fand die flehende Unschuld Erbarmen, keines vor dem tauben Grimme der Wallonen aus Pappenheim's Heer. Kaum hatte dieses Blutbad seinen Anfang genommen, als alle übrigen Thore aufgiengen, die ganze Reiterei und der Croaten fürchterliche Banden gegen die unglückliche Stadt losgelassen wurden. Die Würgescene fieng jetzt an, für welche die Geschichte keine

4. Theil 3 - S. 23

1861 - Hanover : Rümpler
23 dm Leichen hervorkrochen, hernmirrende Kinder, die mit herzzer- schneidendem Geschrei ihre Eltern suchten, Säuglinge, die nn den tobten Brüsten ihrer Mütter saugten! Mehr alö sechstausend Leichen mußte man in die Elbe werfen, um die Gassen 511 räumen 5 eine ungleich größere Menge von Lebenden und Leichen hatte das Feuer verzehrt; die ganze Zahl der Getödteten wird auf dreißig- tausend angegeben. - Der Einzug des Generals, welcher am vierzehnten erfolgte, machte der Plünderung ein Ende, und was bis dahin gerettet war, blieb leben. Gegen tausend Menschen wurden aus der Dom- kirche gezogen, wo sie drei Tage und zwei Nächte in beständiger Todesfurcht und ohne Nahrung zugebracht hatten. Tilly ließ ihnen Pardon ankündigen und Brot unter sie vertheilen. Den Tag daraus ward in dieser Domkirche feierliche Messe gehalten und unter Abfeuerung der Kanonen das Tedeum angestimmt. Der kaiserliche General durchritt die Straßen, um als Augenzeuge seinem Herrn berichten zu können, daß seit Troja's nnb Jerusalems Zerstörung kein solcher Sieg gesehen worden sei. Und in diesem Vorgeben war nichts Übertriebenes, wenn man die Größe, den Wohlstand und die Wichtigkeit der Stadt, welche untergieng, mit der Wnth ihrer Zerstörer zusammendenkt. 9. Ulrich Zwingli in der Aappeler Schlacht. Aus Fröhlich's Ulrich Zwingli. Zürich 1840- — Vergl. Gesammelte Schriften. Frauenseld 1853. Bd. Iii. Noch liegt im Schlafe Zwingli, und noch ift's Morgen nicht, Da pocht es an die Thüre; ihm sendet schon Bericht Abt Joner her von Kappel, und so beginnt das Blatt: 'Der Feind ist aufgebrochen; eilt, eilt uns zu, was Waffen hat.' Da nimmt der fromme Zwingli die Rüstung von der Wand, Mit der er schon im Blute vor Marignano stand: Sturmhaube, Schwert und Panzer, noch glänzend stets bewahrt Als Spiegel jener Thaten und nach der Väter Landesart. So groß das Schwert und mächtig, es ist ihm nicht zu lang, Es steht ihm wohl und hindert nicht seinen großen Gang; Der Panzer, wie gewölbt auch, er ist ihm nicht zu weit, Er deckt ihm rechtermaßen die Heldenbrust so stark als breit. So zieret eins das andre des Mannes Helm und Haupt Und scheinet, wenn auch schmucklos, dennoch von Sieg umlaubt. So tritt er jetzt noch einmal zu seinem Pult heran Und sieht in einer Summe, was hier er Tag und Nacht gethan — Und denkt: 'Nehm' ich die Bibel mit mir, den höchsten Hort? Doch nein, sie ist geschrieben ins Herz mir Wort für Wort. Und nah' schon ist der Meister, der, wo mir Licht gebricht, Mich selbst wird unterrichten von Angesicht zu Angesicht.'

5. Theil 3 - S. 41

1861 - Hanover : Rümpler
41 sah einen Stern aus dem Himmel fliehen und im Falle schimmern und auf der Erde zerrinnen. Das bin ich,' sagte sein blutendes Herz, und die Schlangenzähne der Neue gruben darin in den Wunden weiter. — Die lodernde Phantasie zeigte ihm schleichende Nachtwandler auf den Dächern, und die Windmühle hob ihre Arme drohend zum Zerschlagen auf, und eine im leeren Todten- hause zurückgebliebene Larve nahm allmählich seine Züge an. Mitten in den Kamps floß plötzlich die Musik für das Neu- jahr vom Turm hernieder wie ferner Kirchengesang. Er wurde sanfter bewegt; er schauete um den Horizont herum und über die weite Erde, und er dachte an seine Jugendfreunde, die nun, glücklicher und besser als er, Lehrer der Erde, Väter glücklicher Kinder und gesegnete Menschen waren, und er sagte: ‘D, ich könnte auch wie ihr diese erste Nacht mit trocknen Augen ver- schlummern, wenn ich gewollt hätte! — Ach, ich könnte glücklich sein, ihr theuern Eltern, wenn ich eure Neujahrswünsche und Lehren erfüllet hätte? Im fieberhaften Erinnern an seine Jünglingszeit kam es ihm vor, als richte sich die Larve mit seinen Zügen im Todtenhause auf; endlich wurde sie durch den Aberglauben, der in der Neu- jahrsnacht Geister und Zukunft erblickt, zu einem lebendigen Jüng- ling, der in der Stellung des schönen Jünglings vom Capitol sich einen Dorn auszieht, und seine vorige blühende Gestalt wurde ihm bitter vorgegaukelt. — Er konnt' es nicht mehr sehen; er verhüllte das Auge; tausend heiße Thränen strömten versiegend in den Schnee; er seufzte nur noch leise, trostlos und sinnlos: <Komme nur wieder, Jugend, komme wieder!' . . . Und sie kam wieder; denn er hatte nur in der Neujahrsnacht so fürchterlich geträumt: er war noch ein Jüngling. Nur seine Verirrungen waren Fein Traum gewesen; aber er dankte Gott, daß er, noch jung, in den schmutzigen Gängen des Lasters um- kehren und sich auf die Sonueubahu zurück begeben konnte, die ins reiche Land der Ernten leitet. Kehre mit ihm, junger Leser, um, wenn du auf seinem Irr- weg stehst! Dieser schreckende Tranm wird künftig dein Richter werden; aber wenn du einst jammervoll rufen würdest: 'Komme wieder, schöne Jugend!' so würde sie nicht wieder kommen. 17. Gewisse Worte. Von Hartmann. Neuere Gedichte. Leipzig 1846. S. 267. Worte giebt's, die nie verhallen! Und die von Kant' zu Kante springen Sie find wie Steinchen, die gefallen Und stets von neuem aufwärts klingen, In einen Brunnen schwarz und tief. Wenn scheinbar längst ihr Ton ent- schlief.

6. Theil 3 - S. 6

1861 - Hanover : Rümpler
6 Jetzo ein kürzerer Blitz,'da brach das Gewölk, und der Regen Prasselte laut in die Tiefe. Der Donner erscholl, von des Flutschwalls Tosendem Heulen verschlungen. Hinaus in die ebene Landschaft Wanderte schwer der Orkan und wälzte die Wucht des Gewitters Über Jkonium hin und den See, und der düsteren Reise Zeigten die Blitze den Weg. Im Sand auf den triefenden Sitzreihn Lag das versammelte Volk mit geblendeten Augen und Sinnen, Wüst in einander geknäuelt. Besinnungslos in der Runde Irrten in thörichter Flucht um die Zinnen des Amphitheaters Weiber mit flatterndem Haar, am Arme die schreienden Kinder. Stöhnen und Winseln erscholl, Wehklagen Zertretener, Flüche Unter Gebete gemischt in der greuelvollen Verwirrung. Einige standen erstarrt und duldeten alles gefühllos, Hin und her von den Nächsten gezerrt, die hinab zu den Pforten Drängend den Ausweg suchten. Zurück dann wieder geworfen, Ballten sich fester die Haufen und wütheten gegen einander. Erst als fern das Gewitter verklang und der Regen verrauschte Und mit siegendem Strahl das Gestirn aus Wolken hervorbrach, Ward dem Getümmel ein Ziel, und dem tausendstimmigen Lärmen Folgt' urplötzliche Stille. Da wagten verschüchterte Blicke Sich vom Boden zu lösen, und steh, inmitten der Bühne Stand noch immer das Opfer und wartete willig des Endes. Langsam tropfte die Flut von den Scheitern des Bau's. Und die Krieger Traten heran und hoben den starr daliegenden Prätor Auf vom Boden. Er sprach wie ein Mann im Fieber, verstörte Worte, bewußtlos irrte sein Aug' in der schattigen Höhle. Aber auf einmal sprang er zurück, und Skyron umklammernd, Deutet' er, schaudernd erwacht, mit gebrochenem Schrei auf den Boden Neben dem Holzstoß hin. Da lag zu Füßen der Leiter Todt, das Gesicht vom Blitze verkohlt, der Kybelepriester. (Der Prätor löst der Jungfrau die Ketten vom Arm und giebt sie frei. Tryphon sendet sie in Begleitung eines erprobten Sclaven gen Derbe zu einem treuen Freunde und Mitarbeiter im Weinberge des Herrn. Sie besteigt das Maulthicr, und — so lautet des Gedichtes Schluß — <So ritt sie dem leuchtenden Morgen entgegen Mit taghellem Gemüth, und hinter ihr blieben die Schatten.') 4. Die Herrschaft des Geistes. Von Schubert. Lehrbuch der Menschen- und Seelenkunde. Erlangen 1838. S. 238. Der Geist ist es, und nur der Geist, welcher die Macht der Menschenseele zu den Werken der Kunst und Wissenschaft steigert und bekräftiget. Er ist es, welcher dem Kunsttriebe, der sich auch im Thier mit prophetischer Kraft reget, bei dem Menschen die Vor- aussicht und das Hineinschauen in ein Sein und Wesen der Ewigkeit verleihet; er ist es, welcher in das Werk der Staaten und der bürgerlichen Ordnungen neben und über der äußren Form, die an das Zusammengesellen der Bienen erinnert, den Abglanz einer höheren, göttlichen Ordnung hineinlegt. Es giebt aber noch

7. Theil 3 - S. 163

1861 - Hanover : Rümpler
163 Zum Kampfe muß er sich bereiten, Dvch bald ermattet sinkt die Hand; Sie hat der Leier zarte Saiten, Doch nie des Bogens Kraft gespannt. Er ruft die Menschen an, die Götter; Sein Flehen dringt zu keinem Retter: Wie weit er auch die Stimme schickt, Nichts Lebendes wird hier erblickt. 'So muß ich hier verlassen sterben, Auf fremdem Boden, unbeweint, Durch böser Buben Hand verderben, Wo auch kein Rächer mir erscheint!' Und schwer getroffen sinkt er nieder: Da rauscht der Kraniche Gefieder; Er hört — schon kann er nicht mehr sehn — Die nahen Stimmen furchtbar krähn. Won euch, ihr Kraniche dort oben, Wenn keine andre Stimme spricht, Ser meines Mordes Klag' erhoben!' Er ruft es, und sein Auge bricht. Der nackte Leichnam wird gefunden, Und bald, obgleich entstellt von Wunden, Erkennt der Gastfreund in Korinth Die Züge, die ihm theuer sind. 'Und muß ich so dich wiederfinden, Und hoffte mit der Fichte Kranz Des Sängers Schläfe zu umwinden, O Bestrahlt von seines Ruhmes Glanz!' Und jammernd hören's alle Gäste, Versammelt bei Poseidon's Feste; Ganz Griechenland ergreift der Schmerz, Verloren hat ihn jedes Herz. Und stürmend drängt sich zum Prytanen Das Volk, es fordert seine Wuth, Zu rächen des Erschlagnen Manen, Zu sühnen mit des Mörders Blut. Doch wo die Spur, die ans der Menge, Der Völker flutendem Gedränge, Gelocket von der Spiele Pracht, Den schwarzen Thäter kenntlich macht? Sind's Räuber, die ihn feig erschlagen? That's neidisch ein verborgner Feind? Nur Helios vermag's zu sagen, Der alles Irdische bescheint. Er geht vielleicht mit frechem Schritte Jetzt eben durch der Griechen Mitte, Und während ihn die Rache sucht, Genießt er seines Frevels Frucht; Auf ihres eignen Tempels Schwelle Trotzt er vielleicht den Göttern, mengt Sich dreist in jene Menschenwelle, Die dort sich zum Theater drängt. li*

8. Theil 3 - S. 170

1861 - Hanover : Rümpler
170 Den Rittern in den Rücken fällt er mit grauser Wuth, Helit' will der Städter baden im heißen Ritterblut. Wie haben da die Gerber so meisterlich gegerbt! Wie haben da die Färber so purpurroth gefärbt! Heut nimmt man nicht gefangen, heut geht es auf den Tod, Heut spritzt das Blut wie Regen, der Anger blümt sich roth. Stets drängender umschlossen und wüthender bestürmt, Ist rings von Brüderleichen die Ritterschar umtürmt. Das Fähnlein ist verloren, Herr Ulrich blutet stark, Die noch am Leben blieben, sind müde bis ins Mark. Da haschen sie nach Rossen und schwingen sich darauf, Sie hauen durch, sie kommen zur festen Burg hinauf. 'Ach Allm —' stöhnt' einst ein Ritter, ihn traf des Mörders Stoß 'Aumächt'ger!' wollt' er rufen — man hieß davon das Schloß. Herr Uliich sinkt vom Sattel, halbtodt, voll Blut und Qualm, Hätt' nicht das Schloß den Namen, man hieß' es jetzt Achalm. Wohl kommt am andern Morgen zu Reutlingen ans Thor Manch trauervoller Knappe, der seinen Herrn verlor. Dort auf dem Rathhaus liegen die Todten all gereiht, Man führt dahin die Knechte mit sicherem Geleit. Dort liegen mehr denn sechzig, so blutig und so bleich, Nicht jeder Knapp erkennet den todten Herrn sogleich. Dann wird ein jeder Leichnam von treuen Dieners Hand Gewaschen und gekleidet in weißes Grabgewand. Auf Bahren und auf Wagen getragen und geführt, Mit Eichenlaub bekränzet, wie's Helden wohl gebührt. So geht es nach dein Thore, die alte Stadt entlang, Dumps tönet von den Türmen der Todtenglocken Klang. Götz Weißenheim eröffnet den langen Leichenzug, Er war es, der im Streite des Grafen Banner trug. Er hatt' es nicht gelassen, bis er erschlagen war, Drum mag er würdig führen auch noch die todte Schar. Drei edle Grafen folgen, bewährt in Schildesamt, Von Tübingen, von Zollern, von Schwarzenberg entstammt. O Zollern! deine Leiche umschwebt ein lichter Kranz: Sahst du vielleicht noch sterbend dein Haus im künft'gen Glanz? Von Sachsenheim zween Ritter, der Vater und der Sohn, Die liegen still beisammen in Lilien und in Mohn, Auf ihrer Stammburg wandelt von Alters her ein Geist, Der längst mit Klaggeberden auf schweres Unheil weist. Einst war ein Herr von Lustnau vom Scheintod auferwacht. Er kehrt' im Leichcntuche zu seiner Frau bei Nacht, Davon man sein Geschlechte die Todten hieß im Scherz, Hier bringt man ihrer einen, den traf der Kod ins Herz. Das Lied, es folgt nicht weiter, des Jammers ist genug, Will jemand alle wissen, die man von dannen trug: Dort auf den Rathhausfenstern, in Farben bunt und klar, Stellt jeden Ritters Name und Wappenschild sich dar.

9. Theil 3 - S. 117

1861 - Hanover : Rümpler
117 sechsten Schäfer. - 'Sckäfer, wie gefällt dir mein Pelz?' fragte der Wolf. — 'Dein Pelz?' sagte der Schäfer. 'Laß sehen! Er ist schön; die Hunde müssen dich nicht oft unter gehabt haben.' — 'Nun so höre, Schäfer; ich bin alt und werde es so lange nicht mehr treiben. Füttere mich zu Tode, und ich vermache dir meinen Pelz.' — 'Ei sieh doch!' sagte der Schäfer. 'Kömmst du auch hinter die Schliche der alteil Geizbälse? Nein, nein; dein Pelz würde mir am Ende siebenmal mehr kosten, als er werth wäre. Ist es dir aber ein Ernst, mir ein Geschenk zu machen, so gieb mir ihn gleich jetzt.' — Hiermit griff der Schäfer nach der Keule, und der Wolf floh. 7. 'O die Unbarmherzigen!' schrie der Wolf und gerieth in die äußerste Wuth. 'So will ich auch als ihr Feind sterben, ehe mich der Hunger tödtet; denn sie wollen es nicht besser/' — Er lief, brach in die Wohnungen der Schäfer ein, riß ihre Kinder nieder und ward nicht ohne große Mühe von den Schäfern erschlagen. — Da sprach der Weiseste von ihnen: 'Wirthalen doch wohl Un- recht, daß wir den alten Räuber auf das äußerste brachten und ihm alle Mittel zur Besserung, so spät und erzwungen sie auch war, benahmen!' 71. Neinekens Geschenke. Aus Goethe's Reineke Fuchs. Werke. Stuttgart und Tübingen 1840- V, 249. — Neue Schriften. Berlin 1794. Dd. Ii. (Nach Braun ist der Kater Hinze hingeschickt und vom Fuchs gleichfalls in eine arge Schlinge gelockt worden; hierauf hat der Dachs Grimbart Neinckcn zwar glücklich hergebracht, ein Versprechen jedoch von König Emmerich's herrlichem Schatze, der bei dem Busche Hüsterlo und bei dem Brunnen Krekelborn vergraben sei, rettet den Schalk nochmals vom Galgen und bringt ihn wieder zu Ehren, so daß, als er nach Rom und übers Meer pilgern zu wollen vorgicbt, er überaus gnädig entlassen wird. Bei seinem Abschied lassen sich der Hase Lampe und der Widder Bellyn bcthörcn, ihn nach seiner Burg zu begleiten. Den Widder führt er auf kräuterreiche Weide; den Hasen nimmt er mit hinein, verzehrt ihn und steckt den Kopf des. selben in seinen mit einem künstlichen Knoten versehenen Pilgerränzel, den er dem Widder unter dem Bedeuten, cs seien wichtige Briefe darin, mit nach Hofe giebt. Als der König öffnet, wird er rasend vor Zorn, läßt den Widder todten und beschließt, den schurkischen Fuchs, über den mittlerweile zahlreiche neue Klagen ankommen, in Malepartus anzugreifen und zu ver- nichten. Da eilt der Vetter Grimbart zu ihm und führt ihn zum König, um den alle Edlen versammelt sind. Hier soll der Schelm nun ohne Gnade sterben; doch als er erfährt, der Widder sei todt, schiebt er des Hasen Ermordung auf Bellyn und sagt, er habe nicht den Kopf des Hasen gesandt, sondern die folgenden kostbaren Sachen, die der treulose Widder ve» muthlich entwendet habe, und wird unter der Bedingung für immer begnadigt, daß er in einem Zweikampf seine Redlichkeit beweisen wolle, was er auch verspricht und nach seiner Werse hält.) O mein König!' sagte darauf der listige Redner, 'Laßt mich, edelster Fürst, vor meinen Freunden erzählen, Was Euch alles von mir an köstlichen Dingen bestimmt war. Habt Ihr sie gleich nicht erhalten, so war mein Wille doch löblich.' 'Sage nur an,' versetzte der König, 'und kürze die Worte.'

10. Theil 3 - S. 206

1861 - Hanover : Rümpler
206 mit der Menge der Ertränkten. Als eö darauf an die Ritter kam, so gab es kein Vorwärts und kein Rückwärts auch für diese. An den Seiten aber waren die Ditmarschen geschäftig, mit Spießen und Pfeilen bloß die Pferde zu verwunden, die dann sich bäumten und ihre Reiter abwarfen. Durch dieses'gewirre, die Ausdünstung der Rosse, durch den auf dem Boden lastenden Pulverdampf ward beim Sinken des Tages der Qualm so groß, daß die Angen nichts mehr zu unterscheiden vermochten. Die vordersten Reiter schafften sich zur Seite Bahn über die Leichen des Fußvolks, welche die Gräben ausfüllten z man floh, unbewußt, wohin. Die in der Mitte aber starben, ohne nur das Schwert ju zücken, eines drei- fachen Todes: gestürzt, zertreten, ertränkt. An wenig Leichen fand man Wunden. Wie die Noth wuchs, sahen sich die letzten im Zuge mit ängstlichem Bemühen nach dem Rückwege um, den die Wagen zusperrten. Hier war um so schwerer durchzukommen, weil das verwundete Zugvieh das Fuhrwerk in die Quere warf, so daß alles sich wie zu einer künstlichen Wagenburg verschränkte. Es ist »inbekannt, aus »velche Weise die fürstlichen Führer den Rettungsweg nach Meldorp zurückfanden. Hier boten sie die Be- satzung auf zur Hülfe des geschlagei»en Hecres z aber als die Männer des Süderstrandes nun erschienen und ihr Geschütz vor Nieldorp anfflihren, da erwählten sie den schnellsten Rückzug nach Holstein. Wäre der Strandinann zwei Stunden früher zur Stelle gewesen, weder Kbnig noch Herzog »väre davon geko»iunen. In dieser Schlacht von drei Nachmittagsstunden nahm der Tod »»»»zählige Opfer. Der tapferen That folgte die Plünderung, und manche Hand, die dem Kampfe sich entzog, war jetzt eifrig im Ausplündern der Todten, bis sie ganz nackt dalagen, ihrer Waffen, ihrer Kleider, der gefüllten Gürtel, selbst der Hern den beraubt, im Erwürgen von Halbtodten, im Wüthe»» selbst gegen Leichen. Wenige wurden ain »»ächsten Tage mit dein Lebe»» begnadigt. Einige tmifcub Leichen begrub inan z aber die adelichei» Leichi»an»e mußten auf freiein Felde verwesen. Die Hälfte des dänischen Heeres fai»d hier dei» Tod, nach »näßiger Schätzuiig sechstausend Mann. Die Garde allein verlor vicrzehnhundertsechsundzwanzig Ma»»n; fünfzig Bürger von Rends- b»irg blieben. Die Sieger zählte»» zweiui»df»»nfzig Todte von den Ihren, acht von den Sbldi»ern. Die Däne»» schlugen ihren ganzen Verlust ans mehr als zweibunderttausend Gulden an, »n»d d»e Beute war übergroß: der Schatz an golde»»en »nid silbernen Geschirren, unzählige Wagen mit Lebensmitteln und Kriegsgeräthe, einige tausend Pferde, das sämmtliche Geschütz, groß und klein, vier Last Pulver. Die herrlichste Trophäe aber »var, mit sieben anderen Fahnen, die Dancbrogsfahne Waldemar's des Zweiten. Sie faiid ihren Platz in der Kirche von Oldenwörden.
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